An der Memmertbalje
Überführung
Am 1. Mai ging es von Emden nach Greetsiel. Wettermässig war alles dabei, von Flaute über Starkwind, von Sonne bis Regen und Hagel. Aber zumindest konnte schon mal einiges getestet werden.
Um 7 Uhr ging es durch die Nesserlander Schleuse raus. Mit dem Ebbstrom dann die Ems runter. Ab der Knock war dann das erste Mal an segeln zu denken. Mit der Osterems nahmen Wind und Ebbstrom immer mehr ab und ab der Emshörrrinne musste der Diesel wieder helfen. Zwischen der O 40 und der O 38a fiel dann auf der 1,5m Linie der Anker. Ziemlich genau zur Niedrigwasserzeit um 9:30 Uhr.
Um 12 Uhr ging es dann wieder Ankerauf und mit knapp 60 Zentimeter Wasser unterm Kiel rüber über das Wattenhoch. Vier weitere Boote lagen dort vor Anker und mussten länger warten.
Über die Osterems ging es weiter nach Norden bis zur Bantsbalje. Und von dort mit achterlichem Wind über die Leegde zur Schleuse.
Etwa gegen 16:30 Uhr haben wir dann am Steg fest gemacht.
Alles in allem: Kalt, voller Überraschungen, anstrengend und doch wieder schön!
Warten auf Tide und Wetter
Der Krantermin verlief reibungslos, die Maschine sprang an und eine erste Testfahrt ergab, dass die ich Probleme im äußeren (Seewasser-) Kühlkreislauf wohl behoben habe. Tags drauf wurde mit Hilfe einer mobilen elektrischen 12V Winsch der Mast gestellt. Dann folgte das weitere aufriggen und das Anschlagen der Segel.
Und nun sind wir – bis auf das bunkern von Frischwasser – fertig. Bei nächster Gelegenheit (vulgo: passendem Wetter und passender Tide) geht es über Ems, Osterems, Bantsbalje und Leegde nach Greetsiel. Eine Ankerpause vor dem Pilsumer Leuchtturm (Ottos Turm) werden wir wie immer machen müssen.
Fertig zum ausdocken
(Frei nach Leaving on a jetplane von John Denver)
All our bags are packed
we’re ready to go
hope Corona will let us so
so excited, we can only smile
Cause we’re leaving under own sail
to get another fairy tale
Oh Babe, I like to go
Beschläge selbst gebaut
Bei einem Boot aus dem vorherigen Jahrhundert kommt es vor, dass z.B. Beschläge nicht mehr lieferbar sind. Und dann muss man diese selbst anfertigen. Bei mir war es diesmal die Aufnahme am Baum für die neue Baumstütze:
Angefertigt aus Alu, danach passiviert und farblich an den 70er Jahre Chic angepasst.
Winterlager 20/21
Wie jedes Mal standen natürlich auch in diesem Winterlager wieder ein paar Veränderungen auf dem Arbeitszettel. Neben den Standardarbeiten, wie Öl- und Filterwechsel, Antifouling, Ausbesserungen, etc. gab es aber auch einige Arbeiten, die im letzten Winterlager nicht mehr geschafft wurden oder Änderungswünsche, die während der Saison aufkamen. Aber erst mal Mast legen, raus kranen, in die Halle fahren und abdecken.
Zu den ersten Änderungswünschen auf der Liste gehörte die Toilette, welche ich leider zu hoch angebracht hatte. Bei einer Körpergröße von 1,85 m sollte man sich selbst nicht unbedingt als Maß nehmen. Also musste das angefertigte Podest aus Hartholz entfernt und die Toilette wieder etwas tiefer gelegt werden.
Aber auch ein Kühlungsproblem stand auf der Liste. Die Maschine selbst befand sich bei allen Drehzahlen im grünen Bereich, aber der Auspuff wurde zu heiß. Ein auslitern des Durchflusses im äußeren Kühlkreislauf ergab eine Mindermenge von 2 Litern pro Minute bei Standgas. Mit zunehmender Drehzahl stieg dieser Wert natürlich entsprechend.
Am Steg hatte ich bereits alles gewechselt, was zu wechseln war. Ich hatte den Einlass mit Draht, Messer und Gewindestange auf Durchlässigkeit kontrolliert. Finden konnte ich nichts, trotzdem bestand das Problem weiterhin. Selbst den Abgasgegendruck habe ich geprüft, aber dieser lag mit 0,1 bar völlig im zulässigen Bereich.
Erst die Demontage des Wassereinlass im Winterlager brachte Licht in das Dunkel. Beim Einsetzen hatte sich Sika in das äußere Filtergehäuse gedrückt. Dort blockierte es etwa 1/3-tel der Einlassrippen und verengte den Durchflussbereich. Der Pfropfen saß zudem im hinteren Drittel. Beim Blick von oben durch den Einlass war er nicht zu sehen und auch die Gewindestange ging sauber an ihm vorbei. Bei der Kontrolle von unten durch den Ansaugkorb hindurch gingen Draht und Messer durch die Dichtmasse wie durch Butter und blieb somit ebenfalls unbemerkt.
Erst bei der Demontage im Winterlager kam der wahre Übertäter ans Licht. Auch der Propeller wurde verändert. Er hatte gut 1,5″ zuviel Steigung und musste zum Umdrücken demontiert werden.
Innen sollte ebenfalls etwas geschehen. Die fast 50 Jahre alten Rückenlehnen mussten gewechselt werden. Es war mit Kunstleder überzogener und auf Biegesperrholz fest getackerter Schaumstoff – typischer 70er Jahre Chic. Eigentlich wollte ich nur das Kunstleder durch modernen Bezugsstoff austauschen. Aber nach der Demontage kam jahrzehntelanger Siff zum Vorschein. Das passiert, wenn Voreigner nichts gegen leckende Fenster unternehmen und einfach alles nur vergammeln lassen.
Das Biegesperrholz war nicht mehr zu retten, genauso wenig wie der Schaumstoff – alles ein Fall für den Sondermüll. Aber durch was ersetzen? Insbesondere die Biegungen der Sitzecke sind ja nicht ohne. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: Breites Klettband.
Und die neuen Polster sind ebenfalls fertig. Mit Klett-Rückseite und Reißverschluss, also abnehm- und waschbar.
Neue Winschen waren genauso fällig. Die alten waren zwar noch brauchbar, jedoch viel zu klein und nicht selbst holend. Zum Kaffeesegeln mag das gehen, bei etwas mehr Wind jedoch nicht.
Aber es gibt natürlich auch Dinge, die man nicht selbst machen kann – ich zumindest kann es nicht. Dazu gehören Dinge, wie die Überarbeitung der Sprayhood (alle Nähte neu und neue Fenster)
oder ein neues Vorsegel (bin schon sehr gespannt).
Und es gab etliche Arbeiten, die hier gar nicht aufgeführt sind, wie z.B. Einbau einer Motortemperaturanzeige, die Installation einer neuen Antenne, der Einbau von zusätzlichen Klampen für Springleinen, Einbau von Reffhaken, etc. – mithin alles Dinge, die eben so anfallen.
Der Umbau
zog sich über zweieinhalb Jahre hin. Anhand der Bilder wird sicher schnell deutlich, warum.
Corona Törns
Das Jahr 2020 war ein verrücktes Jahr. Erst durften wir nicht rein kranen, dann waren viele Häfen lange Zeit dicht und die Inseln gesperrt. Wir machten das beste draus und verbrachten viel Zeit im Watt.
Auch hier gab es allerdings Opfer und Verluste: