Corona Törns

Das Jahr 2020 war ein verrücktes Jahr. Erst durften wir nicht rein kranen, dann waren viele Häfen lange Zeit dicht und die Inseln gesperrt. Wir machten das beste draus und verbrachten viel Zeit im Watt.

Ziehen ganz gut, sind aber 30 Jahre alt und müssen demnächst ersetzt werden
Wattpuckel getroffen
Fast Vollmond im Watt
Morgendämmerung
Sonnenuntergang
Klar bei Ankerlicht
Manchmal wurde es sogar richtig heiß
Am Prielrand
Gerade fest
Tide lief komisch
Propellerwechsel
Harter Sand
Wasser ist weit weg
Manche schwimmen lieber

Auch hier gab es allerdings Opfer und Verluste:

Unser Anker nach einem Winddreher mit 7-8 Bf aus der „falschen“ Richtung

Ein „neues“ Boot

Die Stiekum war in ihrem Vorleben unter einem anderen Namen sehr lange in Dangast beheimatet.  Im Mai 2017 haben wir sie übernommen und wollten sie zwischen Himmelfahrt und Pfingsten ganz sachte von Dangast nach Greetsiel überführen.

Leider kam es ganz anders. Die Maschine war alt, aber nach Aussagen der Voreigner „stets gut gewartet und immer zuverlässig“. Auch sonst hätte es „nie Probleme gegeben“. Weder Leckagen noch technische Probleme.

Da die Voreigner „gesundheitsbedingt“ nicht anwesend sein konnten, brachten wir das Boot zum Sammel-Krantermin am 6. Mai in seinem Heimatverein zu Wasser und stellten ebenfalls mit Hilfe des Vereins den Mast. Von Dangast aus sollte es zur weiteren Ausrüstung ins 16 sm entfernte Hooksiel gehen.

Für die kommenden 6 sm war alles gut. Nun, nicht gerade gut. Aber wir sind keine streitlustigen Menschen und hatten mit der einen oder anderen Reparatur gerechnet. Mit einem Totalausfall jedoch nicht.

Wir könnten jetzt hier das ganze Drama von falschen Zusagen, nicht eingehaltenen Versprechungen bis hin zu dreisten Lügen erörtern, aber wir kürzen das mal ab.

Das Ende vom Lied war eine Maschine mit Totalschaden und ein defektes Rigg. Von den anderen 36 Ausfällen mal ganz zu schweigen. Das einzige was wirklich funktionierte war die Handlenzpumpe. Und die war auch dringend nötig!

Nachdem die Verkäufer auf Tauchstation gegangen waren, war guter Rat teuer. Genauso teuer, wie die Liegegebühren bis zum Auslaufen, die eigentlich die Verkäufer übernehmen wollten. Auf diesen Kosten blieben wir jedoch genauso sitzen, wie auf allen anderen auch.

Es blieb uns letztlich nichts weiter übrig, als das Boot mit einer Aussenborderhalterung zu versehen und nach einem kurzen Hoppel über die Jade einen sehr langsamen Törn über die Kanäle Richtung Emden zu starten.

Damit war die Saison 2017 für uns gelaufen.

Angesichts der vielfältigen Schäden aufgrund von jahrelanger Vernachlässigung, mangelnder Wartung, schlampig-fahrlässigen „Reparaturen“ und jeder weiterer Menge entdecktem Murks wurde uns klar, das damit auch die Saison 2018 und vermutlich auch die Saison 2019 gelaufen war.

Nach anwaltlicher Beratung, in der von guten Ausichten für uns, aber auch von einem entsprechenden Risiko die Rede war und nach dem Hinweis auf die Dauer entsprechender Verfahren und der eingeschränkten Lebenserwartung der Voreigner, entschlossen wir uns zur Schonung unserer mittlerweile sehr angegriffenen Nerven auf einen Prozess zu verzichten. Sollen die Verkäufer mit ihrem schlechtem Karma in der Hölle schmorren und endgültig aus unserem Leben verschwinden. 

Wir begannen also mit dem Abwracken und entdeckten immer mehr Schäden. So gesehen war unsere Haverie auch unser Glück, denn draussen hatte das Boot in dem Zustand schon seit unzähligen Jahren nichts mehr zu suchen.

Ausgetauscht werden mussten letztlich:

  • die gesamte Maschine, inklusive Getriebe, Welle und Propeller
  • sämtliche Bowdenzüge, inklusive der Schaltung
  • der gesamte Kühlwassereinlass inklusive Filter
  • der Tank, inklusive aller Leitungen, Filter und Wasserabscheider
  • die gesamte Abgasanlage
  • die gesamte Elektrik
  • alle Seeventile und einige Borddurchlässe
  • sämtliche Navigationsgeräte
  • sämtliche Navigationsbeleuchtung
  • das Funkgerät
  • die Seefunkantenne, inklusive aller Zuleitungen
  • das Radio
  • sämtliche Kajütfenster
  • die Genua und das Großsegel
  • das See-WC
  • die Relingsdrähte
  • der Herd

Repariert werden musste:

  • die Rollreffanlage
  • der Plichtboden
  • die Heizung
  • die Niedergangstüren
  • die Vorschiffsluke
  • die gesamte Innenverkleidung im Vorschiff
  • die Innenverkleidung der Hundekoje
  • der Ankerkasten
  • die Heckleiter
  • der Bugkorb
  • Rumpf- und Decksfarbe
  • die Sprayhood
  • der Trailer

Alles in allem „etwas“ viel für ein Boot, dass von den Voreigner beim Verkauf folgendermaßen beworben wurde:

Bj. 89, Länge 9 m, Breite 3 m, Tiefgang 1 m, Dieselmotor \“ALBIN\“ 18 PS (gute Zugkraft), 5-6 Schlafplätze, Bad mit Dusche, Kleiderschrank, 8 große Backskisten, Kamin, Pantry mit Backofen und 2 Spirituskochern von Tayler, GPS, Fischfinder, Funkgerät, Radio, Rollfock (HAASE) ca. 18 qm, Großsegel, Sprayhood, Seereling mit Bug und Heckkorb, Badeleiter, Anker mit Kette, Hafentrailer, komplett segelfertig mit viel Zubehör. Idealer sicherer Segler!